Mit Corona haben wir eine globale Pandemie und ein Phänomen erlebt, das wir so noch nicht kannten. Das hat uns teilweise erschüttert und unsere Emotionen sprudeln lassen. Viele Menschen waren in den letzten Monaten in Hab-Acht-Stellung – im sogenannten Fight-Flight-Modus.Vielleicht können wir den Sommer dazu nutzen, uns zu erholen. Vielleicht können wir nochmal Revue passieren lassen, was war und den Schrecken, der hier und da noch in den Knochen sitzt, ansehen und rauslassen.
Über das erste ausverkaufte Klopapier im Supermarkt musste ich im März noch schmunzeln. Als ich dann wenige Wochen später vor leeren Regalen stand, spürte ich auf einmal eine schlummernde Angst, die ich nur aus Erzählungen meines Vaters kannte. Als Kind schmierte er mir immer extra dick Butter aufs Brot und sagte, wir hatten damals nach dem Krieg nicht so viel davon. Als ich im April 2020 nun vor den leeren Regalen stand, wurde es mir auf einmal ganz anders ums Herz. Ich spürte eine noch nie dagewesene Angst in mir hochkriechen. ‘Was ist, wenn es zu Versorgungsengpässen kommt? Was ist, wenn wir nicht mehr genug haben, um unseren Kindern die Butter aufs Brot zu schmieren?’, dachte ich. Gleichzeitig spürte ich aber auch Dankbarkeit. Ich war zutiefst dankbar für alles, was wir zum Abendbrot auf dem Tisch hatten. Ich begann die Lebensmittel achtsamer anzusehen, noch sorgsamer zu sein, zunächst aus der Sorge heraus, wie sich die nächsten Wochen entwickelten sollten.
Das war meine Angst in der Corona Zeit. Ich glaube, so hatte jeder von uns seine ganz eigenen Themen, die mit dem Corona-Lockdown aufs Tablett kamen. Es war ein Ausnahmezustand für uns Erwachsene, für unsere Kinder und für das ganze System. Es gab (und gibt) keine Antwort darauf, wie lange noch.
Dabei sind wir hier in Deutschland bisher glimpflich davon gekommen. Doch wir haben etwas erlebt, was teilweise extrem verunsichert und was bei einigen Menschen eine große Existenzangst hervorgerufen hat. Wir waren alle auf unterschiedliche Weisen betroffen. Eltern wurden zu Lehrer*Innen und schaukelten zugleich das Homeoffice. Singles fühlten sich einsam. Älteren Menschen fehlte der Kontakt. Großeltern vermissten ihre Enkelkinder. Und einige Menschen wiederum schafften es, große Kräfte zu mobilisieren und sich in kürzester Zeit neu zu erfinden.
Egal, wo ich hinhöre, ob es bei meinen Klient*Innnen, Freund*Innen oder in der Familie ist, viele spüren eine größere Erschöpfung. Es fühlt sich ein bisschen so an, wie aus der Puste sein. Und ja, es war ein kleiner Marathon, ein Ritt, den wir da gemeinschaftlich erlebt haben. Das können wir wirklich wertschätzend anerkennen und mal kräftig im Kollektiv ausatmen und uns am besten dazu auch noch umarmen.
Ich glaube fest daran, dass das Phänomen Corona mehr Achtsamkeit und Verbindung in unser Leben gebracht hat und mehr Aufmerksamkeit dafür, was uns vielleicht schon längst zu viel wurde und was wir als angenehm empfinden. Und ich glaube auch daran, dass es gut tut, ein wenig Selbstfürsorge zu etablieren. Daher möchte ich dir kurz erzählen, was auf mentaler und körperlicher Ebene in den letzten Monaten los war.
Welchen Einfluss haben herausfordernde, stressenden Momente körperlich und mental auf unser System und was können wir uns jetzt Gutes tun?
Corona, die Berichte in den Medien und die Veränderungen in unserem Alltag signalisierten unserem System: da ist eine Gefahr, achte auf dich und bringe dich und deine Lieben in Sicherheit. Unser Körper war in diesen Momenten alarmiert und ist vielleicht auch jetzt noch. In herausfordernden Situationen wird das Stress Hormon Cortisol ausgeschüttet, die Atmung ist verkürzt, das Herz schlägt schneller. Das limbische System, unser Gefühlshirn, ist alarmiert. Die Aktivität unseres Verstandes wird heruntergefahren.
“Wir sind bereit zur Flucht oder zum Kampf.”
Wir mobilisieren richtig viel Energie in diesem Moment. Wenn wir nicht in Bewegung kommen, dann kann sich diese entstandene Energie anstauen und uns gleichzeitig richtig unruhig werden lassen. Tiere schütteln sich ab, nach der Gefahr oder dem Kampf. Wir Menschen erstarren dann häufig oder bleiben einfach am Computer sitzen. Bewusste Atmung und Bewegung in jeder Form hilft uns aber überschüssige Energie gehen zu lassen und unsere Widerstandskraft zu stärken. Um unserem System wieder ein wenig Ruhe zu geben, können wir es dabei unterstützen, die angestaute Energie zu entladen.
Deshalb bieten wir dir in unserem ersten Newsletter zwei Übungen an, die dich sofort zur Ruhe kommen lassen und stärken: